Wie Heinz-Harald Frentzen fast Formel-1-Weltmeister wurde

Es gibt Momente im Sport, die einfach unmöglich erscheinen. Und dann gibt’s auch solche, die genau deshalb so unvergesslich sind, weil sie fast passiert wären. 1999 war definitiv so ein Jahr. Heinz-Harald Frentzen, ein Fahrer, den viele damals bereits abgeschrieben hatten, und Jordan Grand Prix, ein Team, das wirklich keine Sau als Titelkandidaten auf dem Zettel hatte, waren plötzlich mitten im Kampf um die Weltmeisterschaft.

Ich weiß noch, wie ich als Kind mit meinem Vater vorm Fernseher gesessen bin. Mein Papa war ein beinharter Ferrari-Fan, aber ich? Ich war immer für die Außenseiter. Es war dieses Gefühl, dass die Kleinen auch eine Chance haben, wenn alles zusammenpasst. Und genau das war 1999 bei Jordan und Frentzen der Fall.

Das Jahr begann schon verrückt. McLaren und Ferrari waren die Favoriten, wie immer. Aber Frentzen, der bei Williams keine glückliche Zeit hatte, blühte plötzlich auf. Der Jordan war schnell, und vor allem war er zuverlässig, was in einer Saison, wo die Konkurrenz oft patzte, Gold wert war. Und dann kam Frankreich.

Es regnete. Chaos. Eine dieser Rennen, wo die Strategie über alles entscheidet. Jordan machte den perfekten Call. Ein einziger Boxenstopp, das Auto vollgetankt, durchgefahren bis zum Schluss. Sieg! Und plötzlich war Frentzen im Titelkampf. Mein Vater konnte es nicht glauben. „Des Jordan-Wagerl werd doch ned um den Titel fohrn!“, hat er gelacht. Aber ich? Ich war euphorisch.

Dann kam Silverstone. Schumacher hatte einen schweren Unfall, brach sich das Bein und plötzlich war Ferrari verwundbar. Eddie Irvine übernahm die Führungsrolle, aber Frentzen war immer noch da. Er holte konstant Punkte, während Hakkinen und McLaren sich selbst immer wieder ins Bein schossen. Und dann: Monza. Frentzen siegt! Ich erinnere mich genau, wie ich daheim durchs Wohnzimmer gesprungen bin. Mein Papa hat nur den Kopf geschüttelt. „Des gibt’s ned.“

Die Sensation war zum Greifen nah. Und dann, das Drama. Nürburgring. Wieder Regen, wieder Strategie. Frentzen führt, es schaut alles perfekt aus. Nur noch ein Boxenstopp. Und dann? Das Auto stirbt ab. Anti-Stall nicht deaktiviert. Aus. Vorbei. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mit offenem Mund vor dem Fernseher gesessen bin. Das war der Moment, wo klar war: Die Märchengeschichte wird nicht zu Ende geschrieben.

Aber genau deswegen erinnern wir uns noch heute dran. Nicht weil Frentzen Weltmeister wurde, sondern weil er es fast wurde. Weil er gezeigt hat, dass mit dem richtigen Team, zur richtigen Zeit, auch die Außenseiter eine Chance haben. Und das ist es doch, was den Sport so besonders macht.